Letzte Woche hat eine Klientin zu mir gesagt: «Weisst Du, ich schäme mich, mich zu wehren» (sie wurde mehrfach sexuell belästigt, konnte sich nicht wehren, da in ihrer Herkunftsfamilie Wut nicht gelebt werden durfte).
Eine andere Klientin schilderte: «Jedes Mal wenn ich laut bin, habe ich danach Schuldgefühle»(sie wurde als Kind geschlagen und ihr inneres Kind denkt noch immer "ich bin schuldig, darum darf ich mich nicht wehren, wenn ich geschlagen werde").
Und meine aktuell jüngste Klientin (9j.) welche wegen einer Angststörung bei mir ist, senkt jedes Mal den Kopf wenn sie ihre Lehrerin erwähnt (die Dinge von ihr fordert, welche S. nicht umsetzten kann).
Schuld und Scham besetzen so oft den Ort in uns, wo eigentlich Wut ihren Platz haben sollte.
Wir brauchen Wut als Energie, um uns zu wehren oder zu schützen.
Um das zurück zu erhalten, was uns genommen wurde.
Oder für das einzustehen, was uns wichtig ist.
Wir brauchen Wutkraft, damit wir etwas verändern können.
Unser Kopf versteht schnell, dass Wut wichtig wäre.
Doch ohne körperliche Erfahrung, bleiben wir gefangen.
Wenn wir Wut als pure Energie in unserem Körper wahrnehmen, werden wir handlungsfähig.
Sind wir darin nicht geübt (weil Wut für uns negativ belegt ist), brauchen wir eine Trainingsmöglichkeit.
Das Feuer des Sommers erlaubt uns, unser inneres Feuer zu spüren!
Was macht Dich wütend?
Kennst Du jemanden, dem Du Deine Wut zumuten kannst?
Der/die Dir zuhört, ohne Dich zu beschwichtigen oder gleich eine Lösung zu präsentieren?
Die/der Dir erlaubt, endlich mal Tacheles zu reden?
Nutze die Gelegenheit, frag ob er/sie offen dafür ist, und dann lass es mal raus!
🔥 Beobachte dabei Deine Körperempfindungen!
🔥 Bleib nicht in Gedanken hängen, sondern spüre!
🔥 Schliess evtl. die Augen, spüre die körperlichen Veränderungen.
🔥 Sei ganz präsent.
🔥 Atme tief.
💦 Vielleicht kommen jetzt Tränen.
💦 Lass sie fliessen.
💦 Nimm die Trauer war, die unter der Wut verborgen ist.
💦 Atme.
❤️ Umarme Dich.
❤️ Oder lass Dich umarmen.
❤️ Keine Worte.
❤️ Keine Lösung.
❤️ Einfach präsent bleiben.
Ich wünsche Dir viele freudvolle Sommertage! Und dass Du neben der Freude auch alle anderen Gefühle willkommen heissen und geniessen kannst.
Herzlichst, Michèle Maruna