Manchmal bin ich unsicher - wer ist da verrückt. Ich oder die Welt da draussen? Ich habe drei Monate als Bewegungstherapeutin in der ipw (Integrative Psychiatrische Klinik Winterthur) gearbeitet – und viel Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit angetroffen. Aber auch verrückt schöne Momente erlebt:
Zum Beispiel die Gruppenstunde für welche ich eine Einführung in Stockkampf geplant habe und dann mit einem 54jährigen depressiven Bankdirektor, einer 21jährigen bipolaren Tierpflegerin, einem 35jährigen schizoiden Familienvater, einer 66 jährigen magersüchtigen Pflegefachfrau und einem 19jährigen kokainabhängigen Zimmermann Volleyball in einem dafür viel zu kleinen Raum spielte. Die ganzkörpergepiercte Tierpflegerin mit ihrer lila Fokuhilafrisur konnte uns mit ihrem Charme dazu überreden – wir haben dank dem Ball der statt übers Netz ständig an die Decke prallte, so viel gelacht, wie alle wahrscheinlich seit Monaten nicht mehr!
Ein gleichermassen oder sogar noch schönerer Moment war die Einzelstunde mit einer 16jährigen manischen Tiktok-Berühmtheit, die mir unbedingt ihre sexy Dance-Show zeigen wollte. Nachdem sie mir diese präsentiert hatte, lud ich sie dazu ein, ihre Trauer zu tanzen. Ihr Tanz war so berührend schön, dass ich zu Tränen gerührt war. Sie setzte sich mir gegenüber, sah mir in die Augen und weinte ebenfalls. Zum ersten Mal seit langem. Ich empfand so viel Liebe für diese viel zu stark geschminkte junge Frau, dass ich sie am liebsten gleich adoptiert hätte.
Liebe Menschen, ich werde wieder kommen. Nirgends ist das Leben so echt, wie in der Psychiatrie. Noch nie habe ich so viel echtes Interesse und Nähe zwischen so unterschiedlichen Menschen gespürt. Egal welche Religion, soziale Schicht, sexuelle Ausrichtung oder Erkrankung – ich habe gesehen, wie ihr einander ernsthaft zuhört, euch gegenseitig motiviert und unterstützt. Natürlich hoffe ich für Euch, dass ich Euch nicht mehr antreffe, wenn ich wieder komme. Und ich hoffe auch, dass sich die Anzahl der Klinik-Einweisungen wieder reduziert. Aber ich hätte Lust, gleich eine eigene Klinik zu gründen. Mit einem noch grösseren Angebot an Kunst- und Bewegungstherapie, einem Musikzimmer, Massageräumen, Streichelzoo und einem Garten, wo wir zusammen Blumen säen und beobachten, wie sie sich entfalten…
Nun möchte ich aber wieder mehr Zeit für meine eigenen Klienten und Klientinnen haben. Ich bin so dankbar, in meinem Atelier Menschen begleiten dürfen, die motiviert an ihrem Prozess dranbleiben und wir miteinander über deren Ent-Wicklung staunen können.
Bist Du Dich gerade in eine Problem «verstrickt»? Oder steckt Dein Kind in einer Krise? Melde Dich und wir schauen, ob ich beim «Entwickeln» unterstützen kann!
Herzlichst, Michèle Maruna
Sehnsucht nach Stille, tiefer Verbindung zu Dir? Hier mein 13Minuten-Podcast zum lauschen und spüren: Dein Kern in Dir
Du findest meinen Podcast wertvoll? Dann bitte abonniere meinen YouTube-Kanal und Du motivierst mich zum weitermachen!