Es gibt Montage, da bin ich konstant im Flow, fühle mich verbunden mit mir, der Welt... und dann gibt es Montage, mit den gleichen Aufgaben und Freuden die auf mich warten und alles fühlt sich langweilig an... Zeit für ein neues Kleid? Ich schaue mein Leben von aussen an:
Spektakulär ist mein Leben gerade wirklich nicht: Arbeiten und Mutter sein. Wobei weder meine Arbeit noch meine Kinder langweilig sind! Was wohl der Grund ist, warum ich so gerne arbeite und meine freie Zeit mit der Familie verbringen will. Das Abenteuerlichste in meinem Alltag ist Playfight (https://www.tanzmal.ch/playfight-fuer-alle/) und lange Wanderungen (am liebsten mit Simon, weil er immer leckeres Picknick dabei hat!). Und wenn die Kinder mit ihrem Papa sind und Simon alleine eine Bergtour macht, dann habe ich plötzlich Sonntage ganz für mich alleine an denen ich - das finde ich wirklich gerade sehr aufregend - male! Da fühle ich mich total frei und vergesse wer ich bin...
Als meine Kinder in der Trotzphase waren, hatte ich grossen Respekt vor ihrer Pubertät. Wie wird das dann sein, wenn sie ebenso lauthals für sich einstehen, dann aber vermutlich grösser und stärker sind als ich? Heute frage ich mich des öfteren, warum wohl meine Teenager so friedlich sind? Das ist doch nicht normal? Wo sind da die Streitereien, vor denen in allen Büchern gewarnt wird? Klar kann es in unserer Küche auch mal laut werden, aber meistens hocke ich spätestens nach 10 Minuten auf der Bettkante des Kindes mit dem der Konflikt war und es fühlt sich wieder entspannt und geklärt an.
Nun, sie sind ja noch lange nicht erwachsen und Mutter sein hört bekanntlich nie auf - sie werden mir bestimmt noch ein paar Herausforderungen schenken. Im Moment bin ich einfach nur dankbar, dass wir es so gäbig und friedvoll haben. Denn nun bin ich tatsächlich in den Wechseljahren angekommen – was für mich eine Übergangszeit, ganz ähnlich der Pubertät, körperliche Veränderung und neue Ich-Findung bedeutet. Glaub mir, ich weiss oft nicht mehr wer ich gerade bin!
Zum Glück gibt es Simon, mein wundervoller Mann. Er erinnert mich stets mal liebevoll, mal provokativ an meine Qualitäten und meinen Auftrag in dieser Welt.
Und dann gibt es auch noch den Vater meiner Kinder. Mit ihm teile ich nicht nur die drei Prachtstücke, sondern auch ein gemeinsames Haus, welches wir seit 8 Jahren abwechslungsweise bewohnen: Wer die Kinder betreut, pflegt auch das Haus. Und wir können beide beides echt gut!
Was ich nicht gut kann? Oh vieles. Zum Beispiel mir selber Struktur geben. Als Selbstständige kann ich immer dann richtig viel Zeit vertrödeln, wenn ich effizient sein sollte. Und wenn ich mir vornehme, zu entspannen und einfach mal frei zu machen, kommen so viele Ideen und wollen gleich umgesetzt werden.
Und kochen kann ich leider auch nicht so lecker und kreativ wie ich mir das wünschen würde. Und mit Zahlen mache ich auch ständig ein Durcheinander! Loslassen? Bin ich am üben… wohl mein Leben lang...
Was ich richtig gut kann? Zuhören! Aber nur, wenn sich der/die Erzählende nicht hundertfach wiederholt. Dann werde ich ungeduldig und bringe Bewegung ins Gespräch… Ich kann extrem gut improvisieren. In allen Lebensbereichen.
Ich kann mich gut einfühlen. Mein Mitgefühl ist oft so stark, dass es mir selber weh tut… Darum meide ich die täglichen Nachrichten. Ich bin eine Schnelldenkerin (wenn es nicht um Zahlen geht!) und eine Umsetzerin. Ich finde das Leben ist zu kurz, um gute Ideen lange vor sich her zu schieben. Auf Wort folgt Tat!
Warum ich Tanztherapeutin wurde, obwohl ich von mir behauptete, ich könne nicht tanzen? (Was natürlich Quatsch ist. Jede:r kann tanzen, man muss es einfach tun!) Es war wohl die Sehnsucht, in meinem Körper ein Zuhause zu finden. Ich spürte meinen Körper kaum damals (ausser ich rannte einen Marathon oder war krank). Und da ich Rennen wie auch Kranksein nicht lustig fand, entschied ich mich für die fünfjährige Ausbildung zur Bewegungs- und Tanztherapeutin am iac Zürich.
Dies war das Beste, was ich tun konnte als "verlassene" Mutter mit drei kleinen Kindern. Ich habe mir mit dieser Ausbildung eine Erholungs-Oase geschaffen. Mein Körper, mein Geist und meine Gefühle durften endlich im Zentrum stehen! Und so wurde ich auf allen Ebenen immer stärker und konnte die intensive Zeit mit Kindern, Haushalt, Job und Ausbildung wirklich geniessen! Klar war ich oft müde. Klar fehlten mir manchmal auch die Nerven. Diese Ausbildung hat aber nicht nur mich, sondern auch die Beziehung zu meinen Kindern und meinem Ex-Mann gestärkt - und gleichzeitig befreit…
Ja, das ist es, wofür ich jeden Morgen aufstehe: für starke, freie Kinder, die sich beschützt und geborgen fühlen! Und um Frauen zu unterstützen, ihre Berufung zu finden und mit ihrem Dasein die Welt es bitzeli glücklicher zu machen!
Aber: ich bin ja eigentlich nicht was ich kann oder nicht kann, ich bin weder meine Vergangenheit noch meine Wechseljahre, ich bin nicht meine Sehnsucht und auch nicht mein Körper. Ganz tief drin bin ich einfach ich. Ein altersloses Wesen, das jeden Tag neu über die Geschenke, Herausforderungen und Wunder des Alltags staunt.
Michèle Maruna, die zum Glück gerade nicht mehr weiss wer sie ist...