Die Viper hat mich wortwörtlich vier Wochen lahmgelegt. Also eigentlich nur meinen rechten Fuss. Aber auch innerlich. Mein Antreiber in mir, der mich motiviert, «die Welt zu retten», wurde ganz still. Die Viper hat mit ihrer Medizin nicht nur unbekannte Ängste ans Licht geholt, sondern mir auch das grosse Geschenk des Annehmens gemacht.
Was fällt Dir leichter: Zu schenken oder beschenkt zu werden? Zu geben oder zu nehmen? Wir sind dank unserer Kultur (zum Glück!) so konditioniert, dass Geben schöner ist als Nehmen. Für die meisten von uns ist es viel einfacher, grosszügig mit anderen zu sein, als grosszügig zu empfangen. Geben fühlt sich stark an. Geben ist machtvoll.
Annehmen fühlt sich oft schwach an. Vielleicht weil wir uns dann wie ein Kind fühlen, dem gegeben wird und wir dafür dankbar sein müssen? Oder weil wir im Leben häufig Dinge annehmen «müssen», die wir gar nicht wollen? Krankheit, Tod, Trennung, Schlangenbisse…
Es ist ja wirklich sehr selten, dass frau von einer Schlange gebissen wird. Wohl darum habe ich diesen «Unfall» als Geschenk angenommen. Zwar erst widerwillig. Aber die Forscherin in mir fand es natürlich auch total spannend. Was passiert körperlich? Und noch viel spannender fand ich, was sich seelisch zeigen wird! Was muss ich verändern? Welcher Entwicklungsschritt steht an?
Als innere Antwort auf diese Fragen, kam vor allem ein RIESIGER Widerstand.
Ja wirklich, alles in mir hat sich gesträubt daraus zu lernen.
Ich muss mich nicht entwickeln!
Ich muss kein besserer Mensch werden!
Ich genüge!
Ich bin genau so richtig wie ich bin.
Voller Fehler.
Voller Schönheit.
Und ich darf EMPFANGEN ohne GEBEN ZU MÜSSEN.
Du darfst das auch.
Die weichen Regentropfen auf Deinen Backen.
Das Gold in den Bäumen.
Das Gurgeln des Bächleins.
Eine Umarmung.
Wann hast Du das letzte Mal um eine Umarmung gebeten?
Und dabei versucht, nur zu empfangen, anstatt zu geben?
In dem Moment wo wir wirklich frei empfangen können, spüren wir, wie reich uns das Leben beschenkt. Und können dadurch mit unangenehmen Situationen besser umgehen.
Und wir können einfach Danke sagen.
Dankbarkeit zu spüren und auszusprechen ist alles.
Und, je nach Gegenüber, ganz einfach.
Manchmal aber auch eine Kunst.
Je mehr wir es tun, desto mehr spüren wir die Fülle.
Es ist Ernte-Dank-Zeit.
Wir haben so viel Geschenke!
Danke für den vollen Teller.
Danke für die warme Stube.
Danke für Freundschaften.
Und Danke für alles, was uns herausfordert.
Ich muss gerade nichts damit tun.
Nur annehmen.
Fällt es Dir im Moment schwer, die Fülle zu sehen? Dann erlaube Dir, um Unterstützung zu bitten. Menschen brauchen Menschen. Wir müssen nicht alles selber meistern. Auch das ist annehmen können - dass ich es gerade nicht alleine schaffe. Dass ich mir helfen lassen darf. Im Wissen darum, dass wir alle ja grundsätzlich lieber Geben als Nehmen.
In diesem Sinne darfst Du Dich von mir ganz warm umarmt fühlen.
Herzlichst, Michèle