Liebe zu empfangen und zu geben ist das eine.
Für die Liebe zu kämpfen das andere.
Auch das ist unsere Aufgabe als Frau.
Ob Lilith, die erste Frau von Adam, welche Gott ebenso wie ihn aus Erde geschaffen hat, selber aus dem Paradies geflohen ist oder ob Adam sie fortgejagt hat, ist unwichtig. Jedenfalls musste sie gehen, weil sie nicht „in Missionarstellung“ mit ihm Sex haben, sondern „auch oben sitzen“ wollte. (Etliche Quellen verweisen auf diesen Text in der ursprünglichen Form der heiligen Schrift. Im Zuge der Übersetzungsarbeiten wurden dieser Abschnitt aus der Schöpfungsgeschichte weggelassen…)
Wie gut kennst du sie, die Lilith in dir? Im vergangenen Brief habe ich über die Qualität der Mütterlichkeit geschrieben. Darüber, wie wichtig es für uns Frauen ist, dass wir unseren Körper weich und entspannt erleben und dass unsere urweibliche Kraft eine in sich ruhende, empfangende, verspielte Energie ist. Diese auch fürsorgliche, tröstende, dienende Kraft ist es, die wir als mütterlich bezeichnen. Sie wird sichtbar im Marienkult. Oder eben in Eva, Adams zweiter Frau, welche Gott aus einer seiner Rippen schuf, damit dieser nicht mehr allein zu sein brauchte.
Ja, ich begebe mich jetzt auf heisses Pflaster – doch will ich hiermit nicht die Bibel als solches in Frage stellen, sondern nur bewusst machen, wie diese unser Frauenbild geprägt hat.
Über Lilith wissen wir wenig, weil sie nicht nur aus dem Paradies, sondern auch aus den Schriften verbannt wurde. Sie wurde tabuisiert, weil sie in einer patriarchalen Gesellschaft nichts zu suchen hat. Denn wenn Frauen ihre Sexualität frei leben würden, wären sie wilder, entschlossener, kreativer, selbstbewusster, mächtiger. Solche Frauen haben den Männern Angst gemacht. Und verunsichern manche Männer noch immer.
So lebt Lilith nur fragmentiert in uns. Und doch taucht sie immer wieder mal bewusst oder unbewusst auf. In unseren Träumen, in Filmen, in der Kunst. Und in den vielen Frauen der heutigen Zeit, die Lilith in sich anerkennen und würdigen: Das wilde Weib in uns, das sich nimmt was sie braucht. Die selbstbestimmt lebt. Die Freude hat an ihrer Sexualität. Und auch der kinderablehnende Teil in uns. Ja, wenn wir Mütter wirklich ehrlich mit uns selber sind, dann kennen wir auch den Teil in uns, welcher seinen Körper nicht für das Gebären und Stillen hergeben möchte. Und die Frau in uns, die sich auch mal nach einem anderen Mann sehnt, als den, der jede Nacht neben ihr im Bett liegt. Und die davon träumt, den Rucksack nur für sich selber zu packen und ein Flug one way auf eine karibische Insel zu buchen. Und die, welche gerne für sich ganz alleine ein Feuer im Wald macht und nackt im taufrischen Gras liegt. Und die in einer netten Gesellschaft am liebsten das weisse Tischtuch unter dem edlen Porzellan wegreissen würde, um, auf dem Stuhl stehend laut kund zu tun, was sie über die verlogenen Nettigkeiten denkt, die bei teurem Wein geteilt werden. Und es ist der Teil in uns, der weiss, dass nun die Zeit reif ist, dass wir nicht nur für Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern kämpfen müssen, sondern uns auch von der Geschichte, den Traumata und Prägungen befreien müssen um so wahre Gleichwürdigkeit zwischen Mann und Frau leben zu können. Und dies können wir nur, wenn wir unsere Sexualität wahrhaftig, authentisch, entspannt und freudvoll leben.
Frau, es ist Frühling! Wie lebst du deine Sexualität? Ich meine damit nicht (nur) das „Liebe machen“, sondern viel mehr das Liebe verströmen. Die eigene Sinnlichkeit leben. Sich selber als sexuelles, sinnliches Wesen wahrnehmen, bedeutet viel mehr als nur „sich schön zu machen“. Was tun wir alles, damit wir „schön“ sind und für wen machen wir das? Damit wir den Männern gefallen? Oder ist es so, dass du dir die Haare kämmst, Lippenstift aufträgst, dir den Körper eincremst, weil du diesen Akt an sich einfach geniesst? Es geht nicht darum wie Du auf andere wirkst, sondern wie Du Dich selber fühlst! Unser Körper ist das Haus, der Tempel unserer Seele. Es liegt in unserer Verantwortung, dass wir uns darin nicht nur wohl, sondern auch schön fühlen!
Wann und wo lebst du deine Lilith in dir? Möchtest du sie noch besser kennen lernen? Sie auch in deiner Rolle als Mutter, als Berufsfrau, als Partnerin leben? In deinen Alltag integrieren? Möchtest du dich einfach noch eine Stufe freier, wacher, (selbst-) bewusster, entspannter, aufrechter erleben?
Ich gebe dir gerne den Raum dazu. Von Frau zu Frau. Eins zu eins. Oder in einem meiner Workshops.
Und hier noch ein paar Inspirationen für Deinen Alltag:
– nach der Dusche Brüste zärtlich massieren
– singen, raufen, tanzen, schreien
– Deine Haare im Wind spüren, barfuss laufen
– Für dich einstehen
– Über deine Fehler lachen
– Nein sagen üben
– Für deine Werte, Ziele, Visionen einstehen
– Dich deiner Berufung klar sein
In Verbundenheit, Michèle Maruna