Hui, so viel Echo auf meinen Brief «an den Mann» vor zwei Wochen! D A N K E! Mich haben Eure Worte berührt, bewegt und beflügelt! Ja, ich wollte Dich mit meinen Wünschen herausfordern, spüren, wer Du bist und was Du brauchst in dieser Zeit!
 
Melanie schreibt: «Ach Michèle, danke dass du schreibst was ich gerade brauche. Ich wusste bisher nur, was ich in dieser Zeit nicht will! Jetzt konnte ich eine klare Bitte an meinen Mann stellen - und er hat sie dankbar entgegen genommen.»
 
Frederik schreibt: „Ich, ein Fels in der Brandung? Ich war beim Lesen Deiner Zeilen gerade krank und fühlte mich vielmehr wie ein Kiesel im Bachbett eines Bergbachs, der ohne eigenes Zutun willenlos dorthin und hierhin geschubst wird…"
 
Till: «…ich lasse mir Geborgenheit, Wärme, Gemeinschaft und Schönes nicht nehmen. Auch Sanftheit, Zärtlichkeit, Intuition möchte ich leben…»
 
Simone: «Als Frau eines wundervollen Mannes, der den grössten Teil seiner Präsenz bis zur Selbstaufgabe in die Sicherheit seiner Familie gibt und den Eindruck hat, aus dem Gefangensein eines Systems, das nur um die Sicherheit besorgt ist, nicht ausbrechen zu können, wünsche ich mir in der Adventszeit von ihm vor allem, dass er sich Raum gibt. Dass er der Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Freude nachgeht und seine weibliche Seite lebt."
 
Oh ja liebe Männer, natürlich sollt ihr Euch gerade jetzt Rückzug, Stille, Schönes gönnen und Eure weibliche Seite leben dürfen!
 
Ich sehe wie viel ihr arbeitet damit Miete, Krankenkasse, Alimente und Hobbies der Kinder bezahlt werden können! Und viele Frauen machen bei diesem Wettbewerb voll mit! Auch in der Adventszeit! Und ja, auch ich kenne diesen Antreiber in mir. Ich will ja nicht schwächer sein als die Männer!
 
Und darum tut es mir – und meiner Beziehung zu Simon – gut, wenn ich auch meine schwachen, verletzlichen, manchmal auch bedürftigen Anteile wahrnehme und benenne. Wie er mit den daraus entstehenden Wünschen und Bitten umgeht, liegt wiederum in seiner Verantwortung! Und ich bitte ihn ebenso, mir seine Wünsche zu benennen.
 
Christine fragt: «Was, wenn sich der Mann öfter Sex wünscht, ich diesem Wunsch eigentlich nachkommen möchte, mich aber damit überfordere?»
 
Meine Erfahrung ist: wenn ich weniger männlich durchs Leben gehe, mehr Zeit habe meine weiblichen Anteile zu pflegen, dann fühle ich mich sinnlicher und bin offener für Zärtlichkeit. Und wenn Simon seine männlichen Anteile im Alltag leben kann, muss er Sex nicht «missbrauchen» um sich männlich zu fühlen. Wenn wir mit unseren verschiedenen Polen in Verbindung sind, schenkt dies uns eine gute Verbindung zu uns selber. Und gegenseitige Anziehung!

Und dann die Gretchenfrage von Simone: «Wünschst du dir die Klarheit und Sicherheit (den Fels in der Brandung) denn schlussendlich nicht von dir und in dir selbst?»

Oh jaaaaaa, unbedingt! Das ist ja auch stets eines der Hauptziele in der Arbeit mit meinen Klient:innen! Und gleichzeitig dürfen wir Frauen auch lernen und erfahren, wie gut es tut, dass wir nicht alles selber halten und verantworten müssen. Dass wir uns erlauben, an den starken Schultern des Mannes anzulehnen (in echt, oder wenn Du das grad nicht kannst, dies symbolisch so spüren).
 
Oh ja, mir ist bewusst, dass ich jetzt wieder alle genderfluiden Menschen triggere. Hey Mensch, ich bin Feministin und ich will niefrau und niemand in eine Schublade stecken. Aber ich möchte uns immer wieder bewusst machen, dass wir uns unseren inneren männlichen und weiblichen Anteilen zuwenden müssen, weil….

…weil ich überzeugt bin, dass die Welt erst dann Frieden erfährt, wenn wir uns erlauben, uns nicht alle als gleich, sondern als uns gegenseitig ergänzend zu erleben!
 
So wünsche ich Dir eine F R I E D V O L L E Adventszeit! Erlaube Dir, das zu tun, was Dir gut tut und klare Bitten zu formulieren. Im Vertrauen darauf, dass Dein Gegenüber die Verantwortung für sich selbst übernimmt. Und sei liebevoll mit Deinem Körper. Schenke ihm genügend Schlaf, Spaziergänge, (Schnee-)bäder, Massagen - alles was unserem Nervensystem gut tut. Denn vermutlich werden unsere Nerven in dem kommenden Tagen ja noch etwas beansprucht 😊
 
Ich herze Dich warm
Michèle Maruna